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FLZ Nr. 264 Samstag/Sonntag, 15./ 16. November 2003



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21. Erlanger Universitätstage in Ansbach
über das Verhältnis von Kultur und Religion


Wie China nach den alten Wurzeln gräbt

Der Sinologe Michael Lackner erläuterte,
wie der Staat in Traditionen neue Identität sucht

ANSBACH – „Nichts ist verdrängter als die unmittelbare Vergangenheit.“ Bei den 21. Erlanger Universitätstagen in der Alten Bibliothek des Ansbacher Schlosses führte Professor Dr. Michael Lackner mit seinem Vortrag „Die Renaissance der chinesischen Kultur – Erfindung oder Rückbesinnung?“ verblüffende Fakten an: Kommunistische Machthaber, die unlängst noch alle religiösen Inschriften aus Tempeln und Stelen entfernen ließen, vollziehen nun rituelle Opferzeremonien am „Grab“ des mythischen Gelben Kaisers. Und das Volk opfert den Verstorbenen – per Mausklick auf „Cyber-Friedhöfen“ – virtuellen Weihrauch und Kerzen, leicht abzubuchen per Kreditkarte.

Das Geheimnis hinter den scheinbaren Widersprüchen sieht der Sinologe in der echt chinesischen Variante der „Staatsreligion“, was anders als bei uns bedeutet: Der Staat ist die Religion. Nicht das Credo zählt, sondern die „Orthopraxie“, die Einhaltung korrekter Verhaltensregeln, die dem Staat dienen und ihn stärken. Hat die Demokratie die westlichen Mächte stark gemacht, kann ihre Übernahme erwogen werden – als „Modernisierungsagentur“ kann selbst westliche Religion eine Rolle spielen.

Wie aber findet man nach dem Kahlschlag von Maos „Kulturrevolution“ wieder die Wurzeln, die das starke China bis in die Vorgeschichte einigen? Wie findet man zu den Aufführungspraktiken der 6000 chinesischen Opern zurück, die bis auf acht „Bearbeitungen“ durch Maos Ehefrau alle verboten waren? Lackner, der mitsamt seiner chinesischen Frau einen unmittelbaren Einblick besitzt, registriert eine starke Wiederannäherung an ehemalige „Todfeinde“, Emigranten in Übersee und in Taipei, die 1949 vieles mit sich nahmen, was die Essenz chinesischer Macht und Kultur bedeutete.

Fast humorvoll wirkt, wie die Chinesen sogar Elemente aus dem „westlichen“ Bild von China in ihre Identität aufgenommen haben – nicht nur den Shaolin-Kult Hollywoods. Es war ein Engländer, der 1925 die Welt – und China – darauf hinwies, wer eigentlich das Schießpulver, den Kompass, das Papier und die Buchdruckerkunst zuerst erfunden hatte. Es war der Westen, der die Große Mauer als kulturelles Erbe verherrlichte, als die Chinesen nur das unsägliche Leid des Mauerbaus in Erinnerung hatten.

Der Drang nach „Suprematie“ zeigte sich dem Referenten auch im Widerwillen der Chinesen, wie die übrigen Menschen von Afrikanern abzustammen – nein, der „Peking-Mensch“ war den übrigen schon im Pleistozän im Gebrauch von Waffen, Werkzeugen, vielleicht auch Stäbchen überlegen.

Natürlich ist uneingeschränkte Technik- und Wissenschaftsgläubigkeit – siehe die „Taikonauten“ – Teil der „Staatsreligion“, laut einem Zuhörer vielleicht auch die Geburtenkontrolle. Alles nach der Entpolitisierung zu subsumieren unter dem Begriff der wieder aufblühenden chinesischen Kultur. Ingo Bathow

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Wie China nach den alten Wurzeln gräbt von Ingo Bathow