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Samstag/Sonntag, 2./3. April 2005
Kammerspiele

Helmut Haberkamm und Johann Müller in den Ansbacher Kammerspielen
Wenn Dylan-Songs „wie a Jaggn“ passen
Alte Songs mit Sprachgewalt und emotionaler Kraft fränkisch neu interpretiert

ANSBACH – Keine „coolen Kids“, kaum „Achtundsechziger“ drängten sich am Donnerstag in die Kammerspiele. Wer in seinen Träumen „fodd ieberm grooßn Wasser“ weilen wollte,
gehörte zu einer besonderen Generation – den Letzten der „Baby-Boomer“. Unüberhörbar hat diese Generation nun ihre fränkische Stimme gefunden – sprachlich im Aischgründer
Lyriker Helmut Haberkamm und musikalisch im singenden, Gitarre und Blues-Harp spielenden Schreinermeister Johann Müller aus Burghaslach im Steigerwald. Die Wiederentdeckung des Weltschmerzes in den geliebten Songs von Bob Dylan und Bruce Springsteen, den Beatles oder John Hiatt ist der im Bereich der Dialektdichtung kaum zu übertreffenden Sprachgewalt Haberkamms zu danken. Dass eine Generation vor dem Scherbenhaufen von Pisa und Hartz IV und manchmal von der eigenen Ehe steht, ohne sich der Verantwortung bewusst zu sein, das verlangt nach einem emotionalen Ventil: „Iech fiehlmi so speggi un zerrissn wie mei Dschiens.“ Emotionale „Wadschn“ Texte bergen auch Sprengstoff, und so stellte der promovierte Anglist Haberkamm bewusst Songs der „Abrechnung“ an die Spitze, die aufrütteln, emotionale „Wadschn“ verteilen: „Es kumma ball ganz annera Zeidn“ klingt prophetisch-bedrohlich mit Zeilen wie „Un der Siecher vo
heit verlierd morng scho sei Weerd“ als Übersetzung von Dylans „And the first one now will later be last“. „So dicht wie’s geht am Original“, ist Haberkamms Maxime, „aber so frei wie’s das Fränkische erlaubt.“ „So allaa wie a Staa“ Aggressiver noch: „So allaa wie a
Staa“ ( Dylans „Like a Rolling Stone“), worin die Partnerin selbst schuld am Verlassensein ist, und in „Hängdi ned noo, des is okee“, wo sie nicht „blägn“ und „rumgreina“ soll,
wenn sie am morgen das Bett leer vorfindet. Unterhaltsames Selbstmitleid in den Bluessongs – Johann Müller modulierte exzellent in A-Dur in John Hiatts „Crossing Muddy Waters“: „Mei Fraa is ford un iech froch mich worumm“ – während das Baby greint. Ähnlich in „An seggsseidichn Brief“: „Iech hob sie doch so arch gmecht.“
Wehmut über die verlorene Heimat und Liebe erschütterte durch Lokalkolorit: Bruce Springsteens „The River“ wurde „Drund an der Aasch“, die Spritztour mit der Moni im Käfer während der Fliederblüte hatte Folgen. Hinreißende Balladen wie Marianne
Faithfulls „Gschicht vo der Sigi Jordan“ verklärten poetisch die sinnlose
Tragik des Lebens. Das starke Thema Zukunftsangst reichte von den Beatles („When I’m
64“) „Wersdmi nu gern hoom, wersdmi no sehng meeng, wenni sibbzich bin?“ bis zu Dylans bedrohlichem „Dunkl is nu net ober ball werds so weid sei“ und Hiatts ironischem
„Gone!“: „Ford, ford, vorbei wie mei Monerdslohn, wie mei Fiererschei, wie mei Madla, es is vorbei!“ Johann Müller zog sich besonders Dylans Songs an „wie a Jaggn“. Mitreißend,
mit der kantigen, gefühlsbetonten Stimme des Meisters gelangen ihm enorme Steigerungen in „Tambourine Man“ („Hey alder Gidarrnspiller, spill a Lied fier miech“),
„Just Like a Woman“ (Soo wie a Fraa hald“) oder Janis Joplins „Me and Bobby McGhee“ („Mei Stiggla Gligg midder Giddi vo Brugg“). Liebeserklärung an Franken Eine wundervolle Liebeserklärung an die fränkische Heimat, „Summerdooch in Franken“ wurde aus Van Morrisons „Summertime in England“: „Du kannsdmi dreffa dord bei
Windsbach, dord straafmer na rum, drund beim Barzival, dord beim Burchstall und beim Engelsgroom!“ Ein musikalisch-poetisches Kaleidoskop für ein durch nostalgische Jugenderinnerungen verbundenes Publikum.
Als Mittvierziger gehörte auch Bezirkstagspräsident Richard Bartsch dazu, freilich nicht seine Kinder. Denn „cool“ war der Ausflug „iebers Wasser“ eben nicht – aber echt
„groovy“.

Ingo Bathow

 

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2003-2005 /Wenn Dylan-Songs „wie a Jaggn“ passen- von Ingo Bathow