Mit
vielen herzlichen Wünschen
Ihr Ingo Bathow
Präsident
Eine
böse Zukunftsmusik hat der ehemalige Kapellmeister
des Leipziger Gewandhauses, Kurt Masur, im Ohr. "Wenn
ihr nicht aufpasst, spielen euch in 50 Jahren nur noch chinesische
Orchester die Beethoven-Sinfonien vor, warnte er seine deutschen
Landsleute am Rande seiner derzeitigen Gastspielreise in New York.
Nachdem die deutsche Kultur bereits durch zwei Weltkriege gelitten
habe, setze ihr jetzt der Rotstift von Bundesländern und Kommunen
zu. Auch die mangelnde musikalische Erziehung der Nachwuchsgeneration
schaffe empfindliche Blessuren.
Das Orchestersterben in der Bundesrepublik ist aus Sicht des Maestros
alles andere als ein Gesundungsprozess. Es sei kaum zu begreifen,
dass eine Stadt wie Dresden ihre Musikfestspiele streichen wolle und
allen Ernstes darüber nachdenke, die Dresdner Philharmoniker
mit dem Operetten-Orchester zusammen zu legen.
So
etwas darf noch nicht einmal zur Debatte stehen, empörte
sich der Musikdirektor des französischen Staatsorchesters und
des London Philharmonic Orchestra. Selbst wenn nicht genug Geld
im Stadtsäckel sei, müsse eine kulturell vertretbare Lösung
gefunden werden.
Als Rezept betrachtet Kurt Masur unter anderem das in den USA gepflegte
Sponsorentum. Aber wir haben bis heute keine Finanz- und Steuergesetze,
die Privatleute zu Spenden für kulturelle Institute animieren,
warf Masur der Bundesregierung vor.
Deutschland müsse auch in Bezug auf die Förderung seiner
Kinder endlich aufwachen und den obligatorischen Musikunterricht
einführen. Junge Menschen, die sich mit Musik beschäftigen,
sind konzentrationsfähiger und nachweislich auch
intelligenter. (dpa/pb)