Die bekannte Schriftstellerin Birgit Urmson verbringt
einen Teil des Jahres mit ihrem Ehemann John in einem herrschaftlichen
Renaissance-Palazzo in dem historischen Städtchen Barga
in der Toskana. Dort hat eine gehobene Kundschaft, darunter
Literaten und Musiker, die Möglichkeit, die prächtige
Beletage dieses Palazzos auch für ihre Italienbesuche
zu mieten, wenn die Besitzer in Ausland sind - siehe www.toscananobile.com.
Dieses Jahr hat uns Birgit Urmson einen kurzen aber
lebendigen Erlebnisbericht vom Opera Barga Festival geschickt,
das jedes Jahr im Juli um das Patronatsfest des heiligen
Christophorus stattfindet. Es gibt kaum so exklusive und
klein dimensionierte Festspiele auf der Welt, die nur einmal
weltweit in die Nachrichten kamen, als ihnen ein deutsches
Gericht die Aufführung von Antonio Vivaldis Oper Motezuma
untersagte. Vielleicht benötigt Barga die Mitwirkung
eines weltberühmten Komponisten oder Dirigenten, um
Weltgeltung zu erlangen. Wir spüren jedoch bei jedem
Wort die faszinierende, spontane und lebhafte Art, mit der
aufstrebende Künstler in Barga ihr Zeichen setzen:
Also, die Opera Barga hatte eine wunderbare Reihe von Kammermusik
Konzerten. Das erste mit dem Violinisten Simone Bernhardini,
der nicht nur sehr gut spielt und charmant ist, sondern auch
der eigentliche Impresario dieser Reihe ist. Er macht Karriere.
Die eigentliche Oper war DA CAPO ein Einakter zur Musik von
Giani Gaetano Luporini. Nick Hunt hatte Regie geführt.
Mit Erfolg. Eine Künstlerseele liegt in ihm. Und da liegt
vielleicht die Erklärung, dass es mit dem Bekanntmachen
des Festivals hapert.
Das einzig wirklich Peinliche im ursprünglichen Sinn ist
die geringe Besucherzahl. Meist ist diese fast nur aus Ausländern
zusammengesetzt. Seit Jahren sind diese Getreuen über die
leeren Stühle in der Oper entsetzt und beklagen den offensichtlichen
Mangel an Werbung. Von Boykott war schon die Rede, aber die
Vorstellung der jungen Profimusiker aus allen Ländern der
Erde vor leerem Saal bewegt uns immer dazu, doch eine Karte
zu kaufen und die Zahl von ca. höchstens 30 auszumachen.
Und diese jungen Musiker sind sehr inspirierend. Ein Quintett
bestand aus Musikern, die alle verschiedenen Ländern angehören,
China und Japan eingeschlossen. Und mehrere haben in Berlin
studiert und leben noch dort. Gegen Ende der Festspiele füllten
sich die Reihen im Theater etwas mehr.
Ich habe zwei
Empfänge gegeben.
Einen für Simone und seine Gruppe zum Auftakt der
Festspiele und einen zweiten für die Opernpremiere.
Besonders dieser letztere gestaltete sich zu einem magischen
Abend. Bis an die 100 Gäste drängten sich in
unsere Salonräume. Der Wein floss, die Häppchen
verschwanden in hungrigen Mündern im Nu.
Dann geschah das Wunderbare. Der Maestro des Orchesters
Zennerini fragte mich, ob ich ein Ständchen wünschte.
Ich bejahte. Er hatte den nun endlich restaurierten Flügel
entdeckt.
Die männlichen Sänger, zwei wunderbare Bässe, ein Bariton
und ein Tenor mit Schmelzpiano stellten sich auf und sangen sich die
Seele aus dem Leib. Holten ihr Wettbewerbs-und Vorsingmaterial hervor.
Da erklangen Figaro, Leporello von bester Qualität. Alle standen
gebannt herum. Das alles geschah mit soviel Leichtigkeit, Verspieltheit,
so daß ich mitgerissen mitsang. Der feinhörige Maestro
forderte mich auf, dass ich etwas sänge. Ich hatte zwei sehr
erfolgreiche Stunden mit Alison Pearce verbracht und sprang mitten
hinein. Meine Angst verschwand und ich kletterte mühelos auf
das A hinauf. Unsere Musiker nahmen daraufhin an, dass ich beruflich
singe. Welch ein schöner Erfolg. Ein perfektes Ereignis für
das magische Piano Nobile.
Korrespondentin Birgit Urmson
Birgit
Urmson
in Begleitung ihrer Schwester und ihres Gatten John Urnson