Berichte
unseres NICE-Korrespondenten Dr. Michael Lang aus der
sächsischen Landeshauptstadt Dresden
Ein bemerkenswerter Abend
©
Daniel
Mihailescu / AFP
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Die
amerikanische Folksängerin Joan Baez gab am 19.07.04
in Dresden ein eindrucksvolles Konzert. Unter freiem Himmel
und schönem Wetter konnten die zahlreichen Anwesenden
einer Ikone der 68er zuhören, die jede Barrikade
beseitigen wollte, ob sie nun von der Liebe sang, für
Angelina, für Bürgerrechte oder das
kleine Glück.
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Eine
Sängerin, die bekanntermaßen vor dreißig
Jahren große Hallen füllte, danach mit ihren aufrechten
Bürgerrechtssongs kaum noch Publikum fand, erschloss
sich neue musikalische Welten. Anleihen aus dem Blues, Country
Songs, von Elvis oder Woody Guthrie wurden geschickt arrangiert
und so poesievoll vorgetragen, dass selbst ein Song über
den ermordeten amerikanischen Arbeiterführer Joe Hill
nicht als Kampflied herüber kam, sondern als Song für
Menschlichkeit und die Würde der kleinen Leute.
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Michael Lang
/priv. |
Michael
Lang /priv.
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Die
Harmonie der Musik wurde vervollkommnet durch den tollen Blick
über die Elbe auf den Zwinger, die Frauenkirche und Semperoper
auf der einen Seite und Regierungsgebäude auf der anderen
Seite. Derart eingerahmt war es kein Wunder, dass Joan Baez
von der schönen Stadt Dresden schwärmte auch
wenn Ihr es schon oft gehört habt und vielleicht nicht
mehr hören könnt. Doch das Publikum hörte
und es war kaum ein Wunder, dass die meisten Zuhörer
bei dem auf Deutsch vorgetragenen Song Sag mir, wo die
Blumen sind spontan mitsangen und die Künstlerin
mit stehenden Ovationen feierten.
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Folglich
kam sie nicht ohne einige Zugaben davon. Doch hatte
sie für uns alle einen großen Wunsch: Die Seelen aller
Menschen sollten dereinst Einzug halten in einem symbolischen Jerusalem,
ohne Ansehen der Religion, der Rasse oder politischer Überzeugung.
Sie wünschte unserer Zukunft einen Mahatma Ghandi, einen Martin
Luther King, einen Nelson Mandela oder Menschen wie Jesus. In einer
Zeit, in der soziale Kälte modern geworden ist, war dieser
Abend nicht nur vom Wetter her mild. Wünschen wir uns mutige
Künstler mit einem Rückgrat wie Joan Baez.
Michael Lang
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